Pfauenfedern

Ein Schreibprojekt mit jungen Jesiden

Seit 2020 arbeite ich mit einem jungen Mann zusammen, der 2016 als Teenager aus dem Sindschar-Gebirge im Nordirak allein nach Deutschland geflüchtet ist. Er will seine Geschichte auf deutsch aufschreiben und veröffentlichen. Inzwischenhaben sich noch weitere junge Jesidinnen und Jesiden gemeldet, so dass wir ein großes Projekt daraus machen möchten. In der jesidischen Religion spielt ein in Pfauengestalt auf die Erde zurückgekehrter Engel eine wichtige Rolle. So ist der Name für unser Schreibprojekt entstanden: Pfauenfedern.

Saeed stellt das Projekt vor

Übersetzen – über einen Fluss ans andere Ufer und von einer Sprache in eine andere. Je nach Betonung bekommt das Verb eine andere Bedeutung und meint am Ende doch dasselbe. Auf dieser ambivalenten Semantik des Übersetzens balanciert dieses Unterfangen zwischen den Fluchterfahrungen junger Jesidinnen und Jesiden und ihrer literarischen Aufarbeitung in Deutschland. So, wie aus den Flüchtlingslagern in irakisch Kurdistan überzusetzen ist nach Deutschland, um in Sicherheit und Freiheit zu leben, so muss vom Kurdischen ins Deutsche übersetzt werden, um in einer großen Literatursprache anzukommen.

Ausgehend von der mehrmonatigen Zusammenarbeit mit Saeed, der als Sechzehnjähriger nach Deutschland kam und nun angefangen hat, seine siebenmonatige Odyssee aufzuschreiben, ist die Idee zu „Pfauenfedern“ entstanden. Durch sein Engagement in der jesidischen Community konnten inzwischen weitere Geflüchtete für das Projekt interessiert werden. Mit offenen Schreibwerkstätten, Stipendien und einer digitalen Plattform wollen wir diesen Menschen helfen, ihre Geschichten ins Deutsche zu übersetzen, um damit den Erfahrungen von Verfolgung, Flucht und Exil einen kulturellen Aufbewahrungsort zu geben.

Das Einzigartige und Besondere an „Pfauenfedern“ ist, dass es bislang gar keine jesidische Literatur gibt und sich hier erstmals einige Angehörige dieses kleinen Volkes in der Diaspora der Autorschaft bemächtigen.

Es ist wichtig, jungen Menschen zu ihrem eigenen Ausdruck zu verhelfen – und zwar jenseits der engen Bahnen von Schule und Hochschule. Und insbesondere denen eine Stimme zu geben, die sonst kaum Gehör finden.

Das Projekt wird vom Deutschen Übersetzerfonds gefördert. Wir würden uns aber auch sehr freuen, wenn Sie das Projekt Pfauenfedern mit einer kleinen Spende unterstützen würden!